Operation
am offenen
Herzen

Die Frage nach der Anpassung und Optimierung eines Systems im laufenden Betrieb ist für jedes Unternehmen heikel, für manche aber besonders knifflig. Das gilt etwa für einen unserer langjährigen Kunden, einen führenden deutschen Asset Manager. Das Unternehmen ist über Jahrzehnte gewachsen und befindet sich im reifen Stadium seiner Entwicklung. Über diese Zeit sind immer wieder neue IT-Anwendungen hinzugekommen, und zusammen mit bestehenden Applikationen zu einem komplexen IT-Ökosystem ausgebaut worden. Die herausfordernde Frage, die sich dabei stellt: Wie hält man ein solch komplexes Konstrukt agil und zugleich stabil?

Komplexität reduzieren

Im Rahmen unserer langjährigen Partnerschaft mit dem Asset Manager sind wir verantwortlich für deren Software SimCorp Dimension. Es ist ein integriertes Front-to-Back-System, das im Zentrum aller Aktivitäten der Vermögensverwaltung steht, vom Portfoliomanagement bis zur Fondsbuchhaltung. Die Entwicklung und Optimierung dieser Software und des übergreifenden IT-Ökosystems während des Betriebs dieser geschäftskritischen Anwendung ist ein Service, den wir „Run the Business” nennen.

Ein solches IT-Ökosystem besteht aus mehreren voneinander abhängigen Anwendungen in unterschiedlicher Komplexität. Ein zweites wichtiges Software Framework, das eng mit SimCorp Dimension verbunden ist, ist das Marktdatensystem. Dafür wurden wir, angesichts unserer Kompetenz im Identifizieren systemübergreifender Abhängigkeiten sowie unserer Erfolge bei der Verbesserung und dem Betrieb von SimCorp Dimension, mit der Weiterentwicklung und dem Betrieb betraut.

Das System hat die Aufgabe, zunächst konzernweit relevante Marktdaten von verschiedenen Anbietern wie Bloomberg oder Refinitiv zu beziehen. Anschließend werden die Rohdaten konsolidiert und durch ein spezielles Verfahren vorverarbeitet, um die Qualität der Daten sicherzustellen. Die qualitätsgesicherten Daten werden schließlich in einem zentralen Repository integriert und verwaltet. Von dort aus gelangen die Daten an verschiedene Zielsysteme entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von Research, Handel und Portfoliomanagement, über Performance- und Risikomanagement sowie Mid- und Back-Office bis hin zum Reporting an Behörden und Kunden.

Wenn Aussetzer teuer sind

Die Herausforderung bei diesem Projekt erwächst aus dem schnelllebigen Geschäft unseres Kunden. Die Finanzbranche ist im ständigen Wandel durch regulatorische Reformen, technologischen Fortschritt und Finanzinnovationen. In einem derart dynamischen Umfeld würde ein ausschließlicher Fokus auf den reinen Betrieb einer Software unweigerlich dazu führen, dass das IT-System stagniert und unser Kunde hinter seine Wettbewerber zurückfällt.

Hier erweist sich unser tiefes Verständnis der Asset Management Branche als entscheidend. Dieses Wissen erleichtert es uns, während des Betriebs der Software laufend Aspekte wie Geschäftsfunktionalität, regulatorische Konformität, Stabilität der Infrastruktur und Recheneffizienz zu optimieren. Da in diesem Ökosystem jede Störung zu kostspieligen Verwerfungen führt, entspricht unsere Aufgabe einer Operation am offenen Herzen.

Dafür haben wir ein Team von Expertinnen und Experten zusammengestellt, die jeweils besondere Kenntnisse in der Business-Analyse, UX-Design, Software-Entwicklung, IT-Architektur und quantitativer Analyse haben. Einer von ihnen ist unser Software-Ingenieur, Aleksandr Lapitckii.

“Ich bin in Russland aufgewachsen, jetzt lebe ich in Deutschland; und ich habe angewandte Mathematik studiert, jetzt arbeite ich als Entwickler. So bin ich es gewohnt, Brücken zu bauen – kulturelle, sprachliche oder intellektuelle. Bei dem Projekt arbeite ich mit Risiko- und Datamanagern unseres Kunden, um deren Bedürfnisse in Software umzusetzen. Es ist eine weitere Brücke, die ich mit Freude baue.”

Aleksandr Lapitckii, Software Engineer

Unser erster Schritt, um im laufenden Betrieb das System zu optimieren, war eine doppelte Verbesserung der IT-Infrastruktur. Zum einen haben wir Daten und Anwendungen auf eine hybride Struktur migriert. Diese Struktur verbindet eine hauseigene Cloud zur Effizienzsteigerung mit einer Hardware-Serverstruktur, die gesetzliche Anforderungen erfüllt und das System im Katastrophenfall ausfallsicher macht, sodass eine Wiederherstellung gewährleistet ist. Außerdem haben wir die Datenhaltung von einer dateibasierten proprietären auf eine robustere SQL-Datenbank umgestellt.

Außerdem haben wir eine individuell zugeschnittene Monitoring-Lösung entwickelt, um den Zustand des Systems ständig zu kontrollieren. So werden alle IT-Prozesse überwacht und protokolliert, um Unregelmäßigkeiten schnell zu erkennen und verantwortliche Teammitglieder zu alarmieren, die mögliche Probleme sofort analysieren können.

Um zudem die Nutzung der IT-Systeme für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Kunden zu vereinfachen, haben wir eine grafische Benutzeroberfläche entwickelt. Dank unseres benutzerzentrierten Ansatzes wurden die Anwendungen nicht nur intuitiver, sondern wir haben auch die Arbeitsabläufe gestrafft und die für die Qualitätssicherung erforderlichen Schritte um mehr als 40 % verringert. Außerdem reduzierten wir die Anzahl der Ebenen und kürzten die Dateipfade, wodurch sich die Zeit für den Zugriff auf Marktdaten um mehr als 65 % verkürzte.

Insgesamt haben wir unseren Kunden nicht nur dabei unterstützt, zwei geschäftskritische IT-Systeme über mehrere Jahre reibungslos zu betreiben. Zugleich haben wir auch mehrere entscheidende Elemente dieser Systeme optimiert. Das hat unserem Kunden ermöglicht, sein Geschäft erfolgreich zu führen und gleichzeitig bei weitreichenden regulatorischen, technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen seinen Wettbewerbsvorsprung zu wahren.